Ofen-Projekt in Kivu

In einem einwöchigen Kurs haben (im März 2007) 8 Frauen und 20 Männer den Bau holzsparender Öfen gelernt. Sie kommen aus verschiedenen Teilen des Südkivu und werden die neuen Kenntnisse in ihren Heimatorten weitergeben. Die Dozenten sind aus Uganda, wo diese Technik sich seit langem bewährt. Sogar Radio und Fernsehen in Bukavu haben berichtet.

Im Kivu wird meist noch auf dem „Drei-Steine-Herd“ gekocht, weniger vornehm ausgedrückt: auf offenem Feuer. Der Wirkungsgrad ist gering, für wenig Hitze wird viel Brennstoff verfeuert. Genauso war es auch in Uganda – bis dort der Lorena Rocket Stove Einzug hielt. In Uganda sind heute schon 150.000 solcher Öfen im Einsatz. Und jetzt sind, auf Einladung von Dialog International Bukavu, Frau Nakalema und Herr Livingstone gekommen, um die Erfahrungen aus ihrer Heimat im Kivu zu vermitteln.

Was passiert, wenn man Energie aus einer Form in eine andere umwandelt? Was passiert, wenn man Holz verbrennt? Und worauf muss man achten, um die Energieverluste in Grenzen zu halten? Trotz der knappen Zeit begnügten sich die beiden Dozenten nicht damit, nur Nachbau-Rezepte zu vermitteln. Denn das haben die Erfahrungen aus Uganda gezeigt: nur wer weiß, worauf es ankommt, baut später Öfen, die wirklich funktionieren.

Und der Lorena Rocket Stove hat Teile, über deren Bedeutung man sich erst mal klar sein muss:

  • einen Rost – er sorgt dafür, dass der Brennstoff guten Kontakt zur Verbrennungsluft hat. Das Holz verbrennt vollständiger, es entsteht mehr Hitze und weniger dicker Qualm;
  • ein Ofenrohr – es sorgt dafür, dass die Abgase nicht in der Küche landen, sondern ins Freie geleitet werden.

Rost und Ofenrohr gemeinsam sorgen dafür, dass der Ofen „Zug“ hat; und die Verbrennungsgase werden so geführt, dass sie zwei Kochstellen erhitzen. Dass dieser Ofen zwei Kochstellen hat, ist ein großer Vorteil gegenüber anderen Modellen – aber es funktioniert eben nur, wenn man auf diese scheinbaren Kleinigkeiten achtet.

Im Rahmen des Lehrgangs wurden schon einige Öfen gebaut – richtige Öfen in richtigen Küchen. Während der Kurs lief, hatten die Familien, die sich als „Testkunden“ bereitgefunden hatten, die nötigen Baumaterialien beschafft. Den ersten Ofen bauten die Dozenten; danach teilte man sich in Gruppen auf und ging selbst ans Werk.

Zu dem Lehrgang hatten verschiedene Bürgerinitiativen Vertreter entsandt, darunter CEFI aus Uvira und die Action Le Vert aus Kamisimbi. Beide planen in ihren Regionen auch Aufforstungsprojekte; um so wichtiger ist es für sie, dass das Holz nicht schneller verbraucht wird, als es nachwächst. Die Kursteilnehmer werden ihre Kenntnisse jetzt zu Hause weitervermitteln. Schon jetzt zeigt sich großes Interesse an der neuen Technik. Von der Action Le Vert erfahren wir, dass man schon erste eigene Erfahrungen gemacht und erste Komplikationen gemeistert hat. Gelobt wird vor allem, dass die Materialien für den Bau leichter zu bekommen sind als die für andere Ofenmodelle.


Projektankündigung 2007

Ofen-Revolution im Kivu

Im Kivu wird meist noch auf dem „Drei-Steine-Herd“ gekocht. Das ist eigentlich gar kein Herd, sondern eine offene Feuerstelle mit drei Steinen, auf die man den Topf stellt. Im Freien oder, zum Schutz vor dem Nachmittagsgewitter, im Küchenhaus, wo die Hausfrau dann im Qualm steht. Der Wirkungsgrad dieser „Herde“ ist gering, für wenig Hitze wird viel Brennstoff verfeuert.

Jeden Tag sind Tausende unterwegs, meist Frauen und Kinder, um Brennholz zu suchen. Längst sind die meisten der einst bewaldeten Berge kahl, der Regen gräbt tiefe Erosionsrinnen ins Land, der fruchtbare Boden wird weggewaschen. Und der Weg bis zu den letzten Bäumen wird immer länger.

Auch unsere Partner im Kivu experimentieren mit Solarenergie (hier beim Bau von Kochkisten). Aber anders als im Westen des Kongo, wo das Klima trockener ist, sind die Einsatzmöglichkeiten hier begrenzt: am Nachmittag, wenn das Abendessen gekocht werden muss, ziehen sich im Kivu die Wolken zusammen.

Vorläufig führt also am Holz kein Weg vorbei. Darum müssen sparsame Öfen her, damit das Holz nicht schneller verbraucht wird als es nachwächst. Aber Öfen, die sich dort bauen lassen und nicht für viel Geld importiert werden müssen.

„Nichts ist schlimmer als ein Ofen aus Holz“ sagt man in Deutschland. Tatsächlich hat es im Kivu Öfen gegeben, die aus Holz gebaut und dann mit Lehm bestrichen wurden. Eingeführt von der deutschen GTZ, war diese Konstruktion recht beliebt, weil sie leicht zu bauen war. Aber wenn nach ein paar Wochen die Lehmschicht durchgeglüht war und das Holzskelett zu kokeln anfing, brach der Herd zusammen, und das Abendessen lag in der Asche.

In den Nachbarländern sind Ofenkonstruktionen bekannt, die sich am Ort bauen lassen, das Brennholz gut nutzen und lange halten. Unsere Partner haben mit verschiedenen Modellen aus Kenia und Uganda experimentiert…

… und sich jetzt für den „Rocket Lorena Stove“ aus Uganda entschieden (Bild rechts). Er lässt sich aus einfachem Lehm herstellen, braucht also keinen hochwertigen Ton, der nicht überall zu finden ist. Er hat einen Rost, so dass der Brennstoff gut mit Luft in Kontakt kommt, dadurch sauber verbrennt und gute Hitze erzeugt.An den Stutzen wird ein Ofenrohr angeschlossen.

Schon im März soll ein erster Lehrgang stattfinden, in dem 25 handwerklich begabte Teilnehmer den Bau des Ofens lernen sollen. Als Dozenten kommen Ofenbauer aus Uganda – also Know-How aus Afrika für Afrika.

Der neue Ofen lohnt sich für alle:

  • für die neuen Ofenbauer – sie bekommen eine Einkommensquelle durch ein nützliches Produkt, das sich die Leute leisten können
  • für Frauen und Kinder im Kivu – sie haben künftig Zeit für andere Dinge als Holzsammeln
  • für den Wald, der wieder eine Chance bekommt nachzuwachsen.

Der Lehrgang wird etwas über 4.200 Euro kosten – Fahrtkosten und Honorar für die Dozenten, Verpflegung für die – meist armen – Teilnehmer, Material und anderes mehr. Ungefähr die Hälfte ist finanziert – mit Ihrer Hilfe schaffen wir auch den Rest!


Das Bild vom Rocket Stove ist aus
B. Malinski: Impact Monitoring Study – The Rocket Lorena Stove Dissemination in Bushenyi District. Universität Oldenburg 2006