Wer wir sind

Wie ist Dialog International entstanden?

Als Dialog International 1992 gegründet wurde, war die Kombination von Friedens- und Afrikaarbeit ein leise belächelter Zwitter. Damals war Afrika im Aufbruch. Lange hatte der Westen jeden Diktator unterstützt, solange er sich nur als „prowestlich“ ausgab. Mit dem Ende des Kalten Krieges schienen die Throne dieser Herrscher ins Wanken zu geraten. Zu ihnen gehörte der damalige Potentat des Kongo, Mobutu Sese Seko, der das Land fast 30 Jahre lang ausgeplündert hat. Wie in vielen Ländern Afrikas entstand auch im Kongo eine Demokratiebewegung, die einen friedlichen Wandel suchte.

Kongolesen im deutschen Exil hatten das Bedürfnis, in dieser Zeit des Umbruchs ihrer Heimat zu helfen. Aus ihren Kontakten zu Leuten aus der deutschen Friedensbewegung entstand Dialog International. Mobutu ist tot – doch nicht die demokratischen Parteien aus der Nationalversammlung kamen an die Regierung, sondern Kabila, der das Land mit ausländischer Hilfe militärisch erobert hat. Er ernannte sich selbst zum Präsidenten, und wenig später war das Land gespalten. Im Osten hielten Rebellen die Macht und wurden von Uganda, Ruanda und Burundi militärisch unterstützt. Auch nach der Ermordung von Kabila senior hatte das Leiden des kongolesischen Volkes kein Ende gefunden; die Zahl der Toten infolge von Krieg, Massakern, Hunger und Seuchen ging in die Millionen.

In Deutschland wird nur wenig über den Kongo informiert. Afrika ist hier immer noch der schwarze Erdteil – ein Kontinent, auf dem fremdartige Leute fremdartige Konflikte ausfechten. Auch die Regierungspolitik – gleich welcher Partei – leidet merklich unter dieser Unkenntnis. Die Aufgabe einer Afrika-Initiative in Deutschland wird immer noch nur darin gesehen, beim wirtschaftlichen Wiederaufbau zu helfen.

Zugleich erleben wir, wie sich im Kongo Selbsthilfegruppen und Bürgerinitiativen bilden, die für Frieden, Versöhnung und Menschenrechte kämpfen, Schulen wiedereröffnen, Alphabetisierungskurse veranstalten und gemeinsam für die Verbesserung ihrer Lage arbeiten. Diese Gruppen brauchen Partner, und zwar auf nichtstaatlicher Ebene. Partner wie Dialog International.

Armut im Kongo ist keine Folge von sogenannter Unterentwicklung, sondern von grandioser Misswirtschaft der Mobutu-Diktatur und von jahrelangem, mörderischem Krieg. Heute funktioniert im Kongo einzig die Ausplünderung der Rohstoffe durch „kriminelle Elitenetzwerke“ (UNO- Bericht, Herbst 2002)

Wir sind

eine Gemeinschaft von Kongolesen und Deutschen. Die kongolesischen Mitglieder kommen aus der Demokratiebewegung des Kongo, viele Deutsche aus der Friedensbewegung.

Unser Gründer – Prof.Dr.mult.Etienne-Richard Mbaya

Unser Gründer, Prof. Dr.Dr.Dr. Mbaya, war selbst von den Schergen Mobutus gejagt worden. Prof. Mbaya lebte seit Mitte der 70er Jahre in Deutschland. 1975 wurde er Professor der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln. Dort lehrte er über 20 Jahre das damals wie heute einzigartige Fach „Menschenrechte“. Bis heute gibt es keinerlei Nachfolge Vorlesungen und Seminare in der Uni Köln.

Prof. Mbaya hatte Heimweh nach Afrika, und als sein Jugendfreund Laurent Desiré Kabila an die Macht kam und Mobutu vertrieb, war er nicht zu halten. Trotz aller Bedenken, dass Kabila die Demokratiebewegung aushebeln könnte, der Prof. Mbaya immer angehört hatte, wurde er Minister bei Kabila. Als Prof. Mbaya merkte, was durch die Regierung geschah (und vermutlich an seinen Jugendfreund appellierte, das Land nicht in erneutes Unglück zu stürzen), wurde er inhaftiert, später in seiner eigenen Wohnung unter Arrest gestellt. Man hatte ihm seinen deutschen Ausweis weggenommen und Wachleute neben seine Wohnungstüre abkommandiert, die ihm ein Leben in Freiheit und eine Rückkehr unmöglich machten. Mbaya wurde schwer krank und erhielt keinerlei medizinische Hilfe. Er starb 2001 in Kinshasa.

Noch zu Lebzeiten hatte Mbaya, der sich zwei Jahrzehnte lang in Deutschland engagiert für kongolesische Flüchtlinge einsetzte, dafür gesorgt, dass Dialog International Deutschland kein Flüchtlingsverein wurde, sondern ein Hilfswerk für den Kongo. Er wäre stolz zu sehen, dass es mittlerweile drei hauptamtliche Mitarbeiter in Deutschland gibt und neben dem Büro in Düsseldorf auch eine Zweigstelle mit Büro in Bukavu mit rund 30 Mitarbeitern in verschiedenen Projekten.

So können und wollen wir, auch ins seinem Sinne, die Hilfe für den Kongo und seine Bewohner, weiter vorantreiben.

Was wir machen

Friedensarbeit

Friedensarbeit ist ein Schwerpunkt von Dialog International. Dialog International bemüht sich einen Beitrag zum Frieden im Kongo zu geben. Wir haben etliche Friedensappelle aus dem Kongo publiziert. Anfang 2000 gehörten wir zu den Mitinitiatoren für ein internationales Waffenembargo in Zentralafrika. Der Appell wurde von zahlreichen prominenten Persönlichkeiten unterstützt. Inzwischen liegen Vorschläge auf dem Tisch („12 Propositions“), was die europäischen Regierungen tun müssen, damit der Frieden in Zentralafrika einkehrt – die Vorschläge, die von Dialog International unterstützt wurden. Gleichzeitig fordern wir ein Internationales Tribunal der UNO, um die zahlreichen gravierenden Menschenrechtsverletzungen und Massaker, die im Kongo geschehen sind und immer noch traurige Wirklichkeit sind, vor Gericht zu bringen. Der neue Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat bereits verlauten lassen, daß die ersten Fälle, die vor den Schranken seines Gerichts verhandelt werden, Fälle aus dem Kongo sein dürften.

Die anhaltende Not im Kongo hat viele Kongolesen entmutigt. Viele, die in Deutschland Asyl suchten und bei den anhaltenden Menschenrechtsverletzungen durch die unterschiedlichen Verwaltungen im West- und Ostteil des Landes Furcht vor einer Rückkehr haben, werden von den Ausländerbehörden Deutschlands nicht anerkannt. Immer mehr Kongolesen werden abgeschoben. Dialog International appelliert immer wieder an deutsche Behörden, die außerordentlich beunruhigende Menschenrechtssituation im Kongo wahrzunehmen und entsprechend zu handeln.

Dialog International hat immer gesagt, dass wir uns auf den künftigen Frieden vorbereiten und dann, wenn es soweit ist, massive Hilfe leisten müssen zum Wiederaufbau des geschundenen Landes im Herzen Afrikas. Wir können dies nicht alleine, sind auf Freunde und Förderer angewiesen, die um die Nöte im Kongo wissen.